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Im Schlaf erschlaffen alle unsere Muskeln, auch die Muskeln der Atemwege, und beim Einatmen saugen sich die Rachenwände zueinander hin. Sind die Atemwege verengt oder blockiert, muss die Atemluft mit hohem Druck angesaugt werden, Gaumensegel und Zäpfchen beginnen zu vibrieren – man schnarcht. Reicht die Muskelkraft nicht aus, um Luft durch die verengten Atemwege zu holen, wird die Atmung wird ganz unterbrochen – es kommt zu Atemaussetzern.  

Einfaches Schnarchen ist in der Regel ungefährlich, und bei jedem Menschen setzt der Atem einige Male in der Nacht aus. Ist jedoch das Schnarchen sehr laut und unregelmäßig und kommen häufige Atemaussetzer hinzu, kann es sich um eine obstruktive Schlafapnoe handeln: eine chronische Schlafstörung, die behandlungsbedürftig ist. 

Von einer obstruktiven Schlafapnoe spricht man, wenn pro Stunde mehr als fünf Atemaussetzer von jeweils mindestens zehn Sekunden Dauer auftreten. Der Atemstillstand (Apnoe) kann mehrere hundert Mal pro Nacht auftreten und von Sekunden bis zu wenigen Minuten andauern. Eine Schlafapnoe bleibt oft lange unentdeckt, denn oft bemerken Betroffene die Atemaussetzer gar nicht oder empfinden ihr Schnarchen als banal. Entsprechend hoch ist die Dunkelziffer: Schätzungen zufolge ist hierzulande etwa jeder Zwanzigste betroffen – je älter, desto häufiger.  

Die Ursachen verengter oder blockierter Atemwege können sein: 

  • Übergewicht: Fettablagerungen im Mund- und Rachenraum verengen die Atemwege – vier von fünf Menschen mit Schlafapnoe sind übergewichtig  

  • Starke Muskelerschlaffung: durch altersbedingtes Nachlassen der Muskelspannung, durch Alkohol, Schlaf- oder Beruhigungsmittel, Schlafen in Rückenlage 

  • Anatomische Besonderheiten: ein stark zurückliegender oder verkleinerter Unterkiefer, eine vergrößerte Zunge oder große Mandeln – bei Kindern sind vergrößerte Rachen- oder Gaumenmandeln die häufigste Ursache für eine Schlafapnoe 

  • Reizungen der Atemwege: Erkältungen, Allergien oder Rauchen reizen den Rachenraum – Schleim und Schwellungen verengen dann die Atemwege  

Sind die Atemwege blockiert und setzt der Atem sekundenlang aus, bekommen die Organe zu wenig Sauerstoff. Blutdruck und Puls sinken, das Atemzentrum im Gehirn schlägt Alarm. Darauf reagiert der Körper mit erhöhtem Blutdruck, Ausschüttung von Adrenalin und Herzrasen. Dadurch wacht man kurz auf, die Muskeln spannen wieder stärker an, die Atemwege weiten sich und man kann plötzlich Luft holen. Auch wenn dieses Aufwachen so kurz ist, dass man sich morgens nicht daran erinnert – ein ständig unterbrochener Tiefschlaf beeinträchtigt die Lebensqualität erheblich:  

  • Schlafapnoe führt zu übermäßiger Tagesschläfrigkeit. Das kann Gereiztheit, Konzentrationsprobleme, Depressionen, herabgesetzte Arbeitsfähigkeit, Libidoverlust und bei Männern Potenzprobleme zur Folge haben.  

  • Mit Sauerstoffmangel, ausgeschütteten Stresshormonen und erhöhtem Blutdruck gehen eine gehemmte Insulinproduktion und Gefäßschädigungen einher. Das kann Diabetes, Herzinfarkt und Schlaganfall bis hin zu Nierenschwäche oder nichtalkoholischer Leberzirrhose auslösen oder verstärken.  

Wenn Sie diese Beschwerden an sich beobachten, sollten Sie die Ursachen bei einem Schlafmediziner ärztlich abklären lassen: 

  • Exzessive Tagesschläfrigkeit und ungewollte Schlafanfälle tagsüber  

  • Konzentrationsstörungen, Gereiztheit (bei Kindern auch Hyperaktivität) 

  • Nächtliches Schwitzen und häufiges Wasserlassen 

  • Plötzliches Erwachen, manchmal mit Herzrasen und Atemnot 

  • Trockener Mund beim Aufwachen durch Mundatmung 

  • Husten durch ausgetrocknete Schleimhaut 

  • Morgendlicher Kopfschmerz  

Zunächst gilt es, andere Gründe der nächtlichen Atemstörung wie neurologische oder hormonelle Ursachen auszuschließen. Bei Verdacht auf eine obstruktive Schlafapnoe bekommen Sie ein tragbares Messgerät mit nach Hause, das Atmung, Herzfrequenz, Sauerstoffsättigung im Blut, Schnarchen und Körperlage misst. Bei Auffälligkeiten werden Sie gegebenenfalls für eine Übernachtung ins Schlaflabor überwiesen, wo zusätzlich die Gehirnaktivitäten und die Anzahl der Atemaussetzer gemessen werden.

Je nach Schlafverhalten, Ursache und Schweregrad kommen dann verschiedene Therapien infrage wie die Lagetherapie zur Verhinderung der Rückenlage, eine Überdruck-Atemtherapie oder auch Zahnschiene, Nasenspreizer, Nasenstent oder gar eine Operation. 

  • Lagetherapie: Die nächtlichen Atemaussetzer treten vor allem in Rückenlage auf. Eine leichte bis mittelgradige Schlafapnoe können Sie daher mit Maßnahmen lindern, die die Rückenlage vermeiden helfen – etwa Geräten, die vibrieren, sobald Sie sich auf den Rücken drehen, oder speziellen Kissen und Schlafkleidung wie Gurte, Rucksäcke oder Shirts mit Schaumstoffblöcken.  

  • Überdruck-Atemtherapie: Das Tragen einer sogenannten CPAP-Atemmaske, die mit leichtem Überdruck Luft in Nase und Mund pumpt, verhindert, dass die Atemwege zusammenfallen und die Luftzufuhr unterbrochen wird.  

  • Schienen, Spreizer und Stents: Eine Zahnschiene (Protrusionsschiene) schiebt den Unterkiefer leicht nach vorn; so fällt die Zunge nicht in den Rachen zurück, der Rachenraum wird vergrößert und die Atemwege bleiben freier. Ein Nasendilatator, der die Nasenflügel spreizt, oder kleine Röhrchen (Stents) in der Nase können die Nasenatmung verbessern.  

  • Operationen: In manchen Fällen hilft nur eine Operation, bei der Gewebe im Mund oder Rachen gestrafft oder etwa vergrößerte Rachenmandeln, Gaumenpolypen oder Nasenpolypen entfernt werden. Ein stark zurückgezogener Unterkiefer kann kieferchirurgisch nach vorn gezogen werden.  

Sie können selbst auch einiges tun, um die Zahl der Atemaussetzer zu verringern und das Schnarchen zu reduzieren:  

  • Übergewicht abbauen, etwa durch Ernährungsumstellung, Sport und Bewegung 

  • Abends nicht zu spät und nicht schwer essen und auch nichts mehr trinken, selbst Wasser lässt Gewebe anschwellen 

  • Übermäßige Muskelerschlaffung vermeiden durch Verzicht auf Beruhigungs- und Schlafmittel, Alkohol und Rauchen  

  • Rückenlage vermeiden, etwa durch ein seitliches Kissen oder einen im Rücken eingenähten Tennisball 

Manchmal reichen all diese Maßnahmen aber nicht aus, um übermäßige Tagesschläfrigkeit bei obstruktiver Schlafapnoe zu lindern. Dann kann Ihnen Ihre Ärztin oder Ihr Arzt ein Medikament, zum Beispiel mit den Wirkstoffen Solriamfetol oder Pitolisant, verschreiben, das individuell an Ihren Bedarf angepasst wird.  

Quellen HNO – Ärzte im Netz. Schnarchen & Schlafapnoe – Definition und Häufigkeit. 08.02.2018. www.hno-aerzte-im-netz.de/krankheiten/schnarchen-schlafapnoe/definition-und-haeufigkeit.html. Letzter Aufruf 01.07.2024. DocCheck Flexikon. Obstruktives Schlafapnoesyndrom. 01.12.2023. https://flexikon.doccheck.com/de/Obstruktives_Schlafapnoesyndrom. Letzter Aufruf 01.07.2024. Apotheken Umschau. Schlafapnoe: Symptome und Behandlung. 24.4.2023. www.apotheken-umschau.de/krankheiten-symptome/atemwegserkrankungen/schlafapnoe-symptome-und-behandlung-736763.html. Letzter Aufruf 02.07.2024. Apotheken Umschau. Schlafapnoe: Welche Therapien helfen. 31.01.2022. www.apotheken-umschau.de/gesund-bleiben/schlaf/neue-therapien-der-schlafapnoe-720919.html?gad_source=1&gclid=CjwKCAjwyo60BhBiEiwAHmVLJV2ZGGerZCDN30l32tw9c4gJJRukdw9cgxk4VGLttCuQ4R4S0Te4JxoCynEQAvD_BwE. Letzter Aufruf 02.07.2024. Wechselweise. Schnarchen: Warum es ab 50 schlimmer wird, was hilft. [ohne Stand] www.wechselweise.net/artikel/schnarchen-warum-es-ab-50-schlimmer-wird-was-hilft. Letzter Aufruf 02.07.2024. DocCheck. Schlafapnoe: Grünes Licht für Pitolisant. 20.09.2021. www.doccheck.com/de/detail/articles/35272-schlafapnoe-gruenes-licht-fuer-pitolisant. Letzter Aufruf 13.06.2024. AOK Gesundheitsmagazin. Schlafapnoe – Warum die Atemaussetzer so gefährlich sind.15.11.2022. www.aok.de/pk/magazin/wohlbefinden/schlaf/schlafapnoe-symptome-und-behandlung. Letzter Aufruf 13.06.2024.

Weitere Informationen für Ärzte und Apotheker finden Sie hier.

Tagesschläfrigkeit bei obstruktiver Schlafapnoe

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